Insider-Talk mit Carlos Henrique: „Dank meiner Familie bin ich ein Gewinner“

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Carlos Henrique ist ein erfolgreicher Jockey. Hier unser exklusives Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog.

Der Brasilianer Carlos Henrique hat sich in der deutschen Jockey-Szene etabliert. Aktuell startete er einen Winter-Aufenthalt in Katar. Zuvor haben wir mit ihm ein Inside-Interview geführt.

Sie stammen aus Brasilien. Wie sind Sie in Ihrer Heimat zum Rennsport gekommen? Wie verlief dort Ihre Jockey-Laufbahn?

Carlos Henrique: Als ich in der Stadt Rio de Janeiro geboren wurde, arbeitete mein Vater als Assistenztrainer für einen großen Stall in Brasilien, ich hatte immer Kontakt zu Rennpferden. Meine Familie hatte ein kleines Land, auf dem wir Tiere hatten, darunter auch Pferde, und ich begann mit 6 Jahren, meine Ponys zu reiten. Als ich 16 Jahre alt wurde, begann ich in der Jockeyschule in Rio de Janeiro.

Ich hatte immer eine „kometenhafte“ Karriere, denn innerhalb von 6 Monaten bekam ich meine Jockey-Lehrlingslizenz, nach 2 Monaten schaffte ich meinen ersten Sieg, und es war ein Hattrick. In anderthalb Jahren hatte ich bereits 89 Sieger.

Benoehr siegt unter Carlos Henrique
Benoehr siegt unter Carlos Henrique am 19.09.20 in Hoppegarten.

Tolle Zeit in Indien

Sie waren auch in Indien aktiv. Wie erfolgreich waren Sie dort? Was waren die Unterschiede zwischen Brasilien und Indien?

Carlos Henrique: Ich war in 3 Wintersaisons in Indien (2011-12 / 2012-13 / 2014-15), im Dezember 2011, das war schon im Alter von 18 Jahren und nur einen Monat nach Abschluss meiner Lehrlingsausbildung als Jockey in Brasilien.  Ich war zweimal Vize-Champion in Hyderabad, die Inder nannten mich „kleiner Sturm“ oder „magischer Junge.“Manchmal gewann ich mit Pferden, die auf dem Papier geringere Chancen hatten und schaffte, große Überraschungen. Es war eine tolle Zeit!

Als ich in Indien ankam, sprach ich kein Englisch, ich hatte einige Verständigungsschwierigkeiten, und das Essen war sehr scharf, aber ich wurde von allen dort sehr gut aufgenommen.

Messen mit den Weltklassejockeys

Was waren Ihre wichtigsten Erfolge in diesen Ländern?

Carlos Henrique: Da ich als Jockey-Lehrling in Brasilien arbeitete, konnte ich keine Gruppe-Rennen reiten, meine wichtigsten Siege waren zwei Listenrennen. Als Profi-Jockey gewann ich ein Gruppe II-Rennen über 1000 Meter für Stuten. In Indien schaffte ich zwei Siege in Gruppe I-Prüfungen für zwei Jahre alte Pferde und einen Gruppe III-Erfolg.  Ich nahm auch an der Invitation Cup-Woche in Kalkutta teil, wo ich die Gelegenheit hatte, mich mit Spitzenjockeys wie Richard Hughes, Jimmy Fortune, Jamie Spencer, Paul Mulrennan, Martin Dwyer und Silvestre de Souza zu messen.

Dank Franco Da Silva nach Deutschland gekommen

Wie ist die Idee vom Wechsel nach Deutschland entstanden? Wer hat die Kontakte hergestellt? Wer hat sie in der Anfangsphase am meisten unterstützt? Wie hat es Ihnen hier auf Anhieb gefallen?

Carlos Henrique: Die Idee, nach Deutschland zu kommen, entstand in einem Gespräch mit dem brasilianischen Jockey Franco da Silva, der zu der Zeit in Deutschland ritt. Er ist ein großer Freund von mir, und er wusste, dass ich den Traum hatte, in Europa in den Sattel zu steigen.

Unterstützt wurde ich neben Franco da Silva auch von Peter Gehm und Monique Lübcke. Ich kam im März 2016 in Deutschland an, wo ich einen zweimonatigen Anpassungslehrgang absolvierte. Ich lernte Sascha Smrczek bei einem Rennen in Krefeld kennen, wo er mir eine Stelle anbot, die ich sofort annahm.  Bei Smrczek und Encki Gambat habe ich gelernt, wie man mit Pferden arbeitet.

Ich habe Deutschland von Anfang an sehr gern gemocht, aber ich gestehe, dass meine Schwierigkeiten mit der Sprache mich dazu veranlasst hatten, darüber nachzudenken, aufzugeben. Im letzten Jahr, nachdem ich einen Deutschkurs begonnen hatte und einige Wörter verstanden hatte, wurde mir klar, dass ich es noch einmal versuchen und erfolgreich sein könnte und dass ich überall zurechtkommen würde.

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Maya siegt unter Carlos Henrique
Maya siegt unter Carlos Henrique am 20.10.2019 in Baden-Baden.

„Ich mag das Land“

Wie kommen Sie mit dem Klima in Deutschland zurecht? Wie schwer war es am Anfang, hier zurechtzukommen? Was waren die schönsten Momente bisher?

Carlos Henrique: Ich mag das Wetter, obwohl ich kein Fan des Winters bin.  Ich mag das Land, weil es sauber, organisiert und so grün wie Brasilien ist. Ja, es war schwierig, nach Deutschland zu kommen.  Meine bisher besten Momente waren der Sieg bei den letzten drei Hannoverschen Auktionsrennen, der Hattrick in Baden-Baden und Hannover waren auch tolle Tage für mich.

In Hannover das Glück gefunden

Wie war die Zeit bei Henk Grewe? Weshalb sind Sie nach Hannover zurückgekehrt? Was zeichnet Hans-Jürgen Gröschel aus? 

Carlos Henrique: Die Arbeit bei Henk war wunderbar, er ist ein Championtrainer, es war eine kurze Zeit, in der ich die Möglichkeit hatte, im Training außergewöhnliche Pferde zu galoppieren, ich habe einige Siege errungen, er gab mir gute Möglichkeiten, ich bin ihm sehr dankbar, weil er mir in Deutschland Aufmerksamkeit verschafft hat, und so wurde ich eingeladen, in Katar zu reiten.

Ich bin nach Hannover zurückgekehrt, weil es eine Stadt ist, in der ich gerne lebe, ich habe hier viele Freunde, ich fühle mich hier glücklich.

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Hans-Jürgen Gröschel, und nach einem sehr positiven Gespräch zwischen ihm und Henk Grewe hatten wir eine Vereinbarung für meine Rückkehr nach Hannover getroffen.

Wie wird es für Sie nach Gröschels Rückzug zum Jahresende weitergehen?

Carlos Henrique: Natürlich ist das eine traurige Nachricht für mich, aber ich glaube, der Stall wird in guten Händen sein.  Er hat all die Jahre hart gearbeitet und sich den Rennpferden gewidmet und verdient einen guten Ruhestand.

Der Traum vom Derby-Sieg

Welches Rennen möchten Sie besonders gerne gewinnen? Wie sieht Ihre Planung im Winter aus?

Carlos Henrique: Mein Traum ist es, am Derby teilzunehmen und vielleicht sogar zu gewinnen! Im Moment konzentriere ich mich auf Katar und möchte meine Chancen dort nutzen.

Carlos Henrique
Carlos Henrique am 29.09.2019 in Hannover.

Familie ist die Basis

Wie halten Sie Kontakt zu Ihrer Familie in Brasilien? Wie regelmäßig sind Sie dort zu Besuch? Wie verfolgt Ihre Familie Ihre Karriere?

Carlos Henrique: Eigentlich habe ich per WhatsApp jeden Tag Kontakt zu meinen Eltern, meinen Großeltern und meinem Bruder, der Jockey in Macau ist. Wann immer ich Videoanrufe machen kann, sehen wir uns auf diese Art. Ich vermisse sie sehr, sie sind meine Basis, heute bin ich dank meiner Familie ein Gewinner. Sie schauen sich meine Rennen per Live-Stream an und überprüfen meine Ergebnisse über meine sozialen Medien.

Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?

Carlos Henrique: Ich bin gerne im Fitnessstudio und übe Capoeira, einen brasilianischen Kampf. Was ich am meisten liebe, ist es, die heißen Tage zu genießen. Wenn ich in Brasilien bin, fahre ich gerne Skateboard und gehe an den Strand.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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