Sieht man einmal von Baden-Baden ab, dann ist Mannheim nach der Qualität der Prüfungen, die hier ausgetragen werden, die wohl bedeutendste Galopprennbahn im Südwesten Deutschlands. Natürlich gehört der Rennkurs im Ortsteil Seckenheim der nordbadischen Metropole zum Verband Südwestdeutscher Rennvereine, in dem diese Veranstalter zusammengeschlossen sind. Unter der Regie Stephan Buchner werden hier in der Regel fünf Renntage pro Jahr ausgetragen, und innerhalb der letzten Jahre wurde das Programm auf dem 1868 gegründeten Kurs immer weiter verbessert.
So gibt es inzwischen auch Listenrennen, Top-Ereignisse über Hindernisse (die nur im Corona-Jahr ausfielen) – man denke nur an die „Badenia“ und vieles mehr in Mannheim. Da es die Rennbahn in Frankfurt nicht mehr gibt und auch die ein oder andere Südwest-Bahn (wie Hassloch) nur noch sporadisch veranstaltet oder ganz weggefallen ist (wie Herxheim), wurde die Bedeutung noch größer.
Besondere Kursspezialisten sind hier gefragt, denn die engen Bögen sind nicht jedermanns Sache. Gerade Frontrenner kommen von der Spitze aus sehr weit, Speedpferde haben es schwer. Denn wer nicht schon an der letzten Ecke vorne mit dabei ist, bekommt nur selten etwas von den Top-Preisgeldern ab.
Auch die Trainingszentrale in Mannheim befindet sich im Aufwind. Altmeister Horst Rudolph (80) landet Jahr für Jahr hier bemerkenswerte Erfolge, aber der Newcomer der letzten Jahre ist natürlich unser RaceBets-Ambassador Marco Klein, dessen Quartier immer größer geworden und zu einer festen Größe hierzulande geworden ist. Hier erklärt Marco Klein, weshalb er die meisten seiner Starter in Mannheim aufbietet:
Tolle Erfolgsbilanz in Mannheim
„Im Jahr 2019 haben wir über die Hälfte unserer Rennen auf der Heimatbahn gewonnen, insgesamt zwölf Siege waren es hier. In diesem Jahr sind es bisher vier, wobei noch ein Renntag am 24. Oktober aussteht. An den ersten beiden Tagen in 2020 hatten wir Pech und konnten keinen Sieger stellen, doch das haben wir anschließend aufgeholt. Ich hoffe, dass wir die Bilanz noch etwas ausbauen können.
Bahn ist in einem Top-Zustand
Die Rennbahn bei uns in Mannheim ist schon ein Riesenvorteil. Man schaue sich nur das Geläuf an, das stets in einem tadellosen Zustand ist. Für eine kleine Bahn haben wir eine wirklich Top-Grasnarbe. Das hat sich über die Jahre alles toll entwickelt. Da gibt es kaum Löcher wie auf manch anderen Hippodromen.
Außerdem wurde in den letzten Jahren viel investiert, zum Beispiel in eine automatische Beregnungsanlage. Diese ist wirklich Gold wert. Nur einmal hatte man in diesem Jahr Pech, als die Bahn fest war. Es war Regen vorhergesagt, daher hatte man nicht gewässert, aber im allgemeinen haben wir wirklich ein erstklassiges Geläuf.
Bahnkenntnis ein Vorteil für Pferde und Reiter
Ein Vorteil für die Pferde ist natürlich, dass sie die Bögen aus der Arbeit kennen, und die sind ja schon etwas außergewöhnlich auf einer Rennbahn, die nur 1.250 Meter einmal herum umfasst. Das macht es für uns leichter. Auch mein Stalljockey Tommaso Scardino kennt die Bahn aus dem Training von den Grasgalopps und hat hier in Mannheim auch die meisten Ritte. Er ist längst der erfolgreichste Jockey der letzten Jahre hier.
Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Pferde, die hier laufen, natürlich nicht anderswohin transportiert werden müssen und daher deutlich weniger Stress haben. Sie können am Tag zu normaler Zeit fressen und müssen nicht früher raus, sondern bleiben in ihrer gewohnten Umgebung. Ein Renntag hier kommt ihnen dann vor wie ein Grasbahngalopp mit mehr Pferden drumherum.
Keine Transportkosten
Auch für unsere Besitzer ist es sehr angenehm, hier zu laufen, denn man muss einmal sehen, wieviel Transportkosten sonst anfallen, von denen ein normaler Rennbahnbesucher gar nicht viel weiß. Natürlich gibt es auch Zuschüsse, aber diese haben sich nicht groß erhöht.
Vor heimischem Publikum fühlt man sich ohnehin stärker, das ist wie bei Heimspielen in anderen Sportarten, auch da liefert man zu Hause am meisten. Man fühlt sich sicherer, ob als Trainer oder als Reiter. Ich denke schon, dass das eine gewisse Rolle spielt.
Wir haben hier in Mannheim auch ein sensationelles Publikum. Hier herrscht viel Lokalkolorit. Man konnte in den letzten Jahren beobachten, dass die Leute sehr gerne die heimischen Pferde, ob aus unserem Stall oder von Horst Rudolph, wetten, egal, wie gut die Form ist. Da wird viel auf die Heimtrainer gesetzt. Für den Verein ist das auch von Vorteil.“
Auch auf anderen Bahnen ist Marco Klein ein gern gesehener Gast. Zum Beispiel in München, Leipzig und der Dortmunder Sandbahn.
Bevorzugtes Reiseziel München
München gilt als die Bahn mit dem besten Geläuf in Deutschland, dank der immensen Pflege von „Rasen-Papst“ Mustafa Türk. Hier werden Jahr für Jahr mit dem Großen Dallmayr-Preis Ende Juli und dem Großen Preis von Bayern Anfang November zwei Gruppe I-Rennen ausgetragen. Auf dem Linkskurs fühlen sich Marco Kleins Pferde pudelwohl.
Seine Einschätzung: „In den ersten Jahren als Besitzertrainer haben wir in München ein paar Mal auf die Mütze bekommen, als wenig lief. Aber mir gefällt es dort inzwischen immer mehr. Riem ist ein gutes Pflaster für unsere Pferde geworden. Die Bahn ist äußerst fair und hat eines der besten Geläufe hierzulande. Hier wird tolle Arbeit geleistet. Egal, wie tief der Boden ist, er ist nie schlecht. Außerdem ist man hier herzlich willkommen, auch wenn wir am Tag vorher mit unseren Pferden in den Gastboxen ankommen. „
Leipzig ähnelt der Heimatbahn
Leipzig gilt neben Mannheim als einer der wendigsten Kurse Deutschlands. Am Scheibenholz sind wie in Seckenheim Frontrenner in ihrem Element. Die Anlage gilt (in Corona-freien Zeiten) als Zuschauermagnet am 1. Mai, beim Saisonauftakt platzt das Hippodrom gewöhnlich aus allen Nähten.
Marco Klein sagt: „In den letzten zwei Jahren sind wir viel nach Leipzig gefahren und haben kaum einen Renntag ausgelassen. Wir konnten schöne Siege feiern. Die Bahn ähnelt der in Mannheim, hat auch eine kurze Gerade. Das ist optimal für Pferde, die kurvengängig sind.“
Kein Winter in Dortmund ohne Klein-Pferde
Am 31. Oktober 2020 beginnt in Dortmund die Winter-Saison 2020/21. Auf der ältesten deutschen Allwetterbahn mit einem Sandgeläuf (die Zukunft der Rennbahn in Neuss liegt noch in den Sternen) werden bis in den März hinein, von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast alle Rennen während der kalten Jahreszeit abgehalten. Der Dirt-Kurs befindet sich im Innenteil der Anlage. Dank der Flutlichtanlage können auch abends Rennen abgehalten werden. Man ist also nicht von der Tageszeit abhängig, was bei den manchmal von Frankreich vorgegebenen Uhrzeiten sicherlich ein großer Vorteil ist. Marco Klein greift hier regelmäßig ins Geschehen ein. Seine Beurteilung über die Sandbahn in Wambel:
„Die Bahn in Dortmund lag meinen Pferden ohnehin stets mehr als in Neuss. Auch hier klappt der Ablauf reibungslos. Herr Schütz vom Rennverein ist eine große Unterstützung, wir fühlen uns hier wohl. Das gilt auch für den Aufenthalt im Winter auf der Anlage. Denn man kann sich im Restaurant und in der Wettannahmestelle hinsetzen und hat viele Möglichkeiten, im Trockenen zu stehen. Das ist ein großes Plus. Natürlich sind wir auch im kommenden Winter wieder am Start.“