Turfteufel: Muskeln, Muskeln, Muskeln

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Was das Rennpferd vom Reitpferd unterscheidet, ist eigentlich nur die Bemuskelung. Ein Reitpferd, das unter dressurlichen Aspekten unter dem Sattel gefördert wird, benötigt eine andere Muskulatur als das Rennpferd, welches einen anderen Schwerpunkt der Reiterei verfolgt: Geschwindigkeit. Dabei muss es keinen aussitzenden Reiter tragen, sondern einen, der ihm möglichst viel Spielraum für Bewegung gibt. Aber auch ein Rennpferd besteht zu 40% aus Muskeln, so wie alle anderen Pferde auch. Diese müssen gehegt und gepflegt werden. Man sagt zwar: Ohne Huf kein Pferd, allerdings gilt das auch für die Muskeln. Ohne Muskeln ebenfalls kein Pferd. Dadurch, dass Reitpferd und Rennpferd verschiedene Arten trainiert werden und verschiedene Dinge bei der einen oder anderen Gruppe gar nicht stattfinden, sehen sie aber nicht nur unterschiedlich aus – es fällt ihnen auch schwer, die Arbeit des anderen zu tun.

Selbst wenn man dieselbe Rasse zu Grunde nimmt (ein englisches Vollblut), dann wird ein Vollblut im Renntraining anders aussehen, als im Reittraining. Zum Beispiel lernt ein Reitpferd nach der generellen Annahme von Sattel und Reiter die Skala der Ausbildung. Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung. In der Versammlung werden sogenannte exzentrische Kontraktionen von verschiedenen Muskelgruppen verlangt, welche beim Rennpferd quasi selten bis nie zum Tragen kommen. der Muskel bewegt sich langsam, auf Spannung, vergleichbar mit den klassischen Kniebeugen, die man als Mensch macht, wenn man einen knackigen Po haben will. Zwar guckt auch der Trainer für Galopper darauf, dass das Pferd losgelassen wird und auch die Anlehnung im Trabring ein bisschen sucht, aber auf der Bahn ist diese nicht mehr nötig. Die Versammlung ist komplett irrelevant und bis dorthin kommt selbst ein Reitpferd nicht immer.

Dann muss auch unterschieden werden, welche Muskelfasern eigentlich trainiert werden. Beim Vollblut im Renntraining sind es je nach Typus sogar unterschiedliche. Slow Twitch, nennt sich das. Das sind rote Muskelfasern, vor allem ausdauernde Pferde haben davon viele, je weiter die Distanzen sind, die das Rennpferd geht, desto mehr rote Muskelfasern weist es auf. Das sieht man gut, wenn man sich zum Beispiel National Hunt Pferde anschaut. Je kürzer, desto mehr Fast Twitch, also weiße Muskelfasern kommen dazu. Ein Flieger hat also mehr weiße Muskelfasern, ein Steher, der auch die ganz weiten Wege kann, mehr rote. Was sich auch in seinem Erscheinungsbild widerspiegelt. Selten sind die Extremsteher bullige Typen, denn rote Muskelfasern haben weniger Volumen. Weiße Muskelfasern hingegen machen die Kraftpakete, das Runde, was man beim Reitpferd eher sieht. 

Warum geht nicht beides? Weil wir mit Pferden im Wachstum arbeiten. Es kann nicht alles gleichzeitig entwickeln, es werden immer Defizite entstehen. Man muss sich also am Anfang entscheiden, was man da jetzt draus machen will. Umtrainieren kann man das nach Beendigung der Rennkarriere natürlich, denn dann wird etwas anderes gebraucht und der Körper kann sich voll auf die neue Aufgabe einstellen. Trotzdem sollte man natürlich schauen, wovon das Pferd viel hat und wie man fortan das Training gestaltet, damit es künftig einen Reiter auch durch eine Halle, statt über eine Rennbahn tragen kann. Und zwar, während er dabei nicht entlastet, sondern wirklich einsitzt. Es bleibt trotzdem wichtig zu wissen, welche Muskelgruppen wann aktiv werden und warum die jetzt nicht so belastbar sind, wie bei einem Reitpferd, wenn man mit einem Rennpferd einen neuen Weg einschlägt.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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