Marcel Weiß (43) ist der neue Cheftrainer am großen Diana-Rennstall in Mülheim an der Ruhr, den das Gestüt Auenquelle betreibt. Der Nachfolger von Jens Hirschberger arbeitet schon seit vielen Jahren für dieses Quartier, nun gehört ihm aber die Hauptverantwortung.
Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seinen Werdegang und Ambitionen.
Sie sind seit dem 1. Januar neuer Cheftrainer am Diana-Stall in Mülheim. Wie kam es zu Ihrem Engagement? Wie lange und in welchen Funktionen sind Sie bereits für das Gestüt Auenquelle tätig?
Marcel Weiß: Ich bin seit 1997 für das Gestüt Auenquelle tätig. Es fing alles in Berlin Hoppegarten bei Werner Haustein am Diana-Stall an. Dort war ich als Reisefuttermeister und zweiter Futtermeister tätig. Dann bekam ich die Möglichkeit als Reisefuttermeister bei Heinz Jentzsch in Mülheim zu arbeiten. Ich sagte natürlich zu. Nach ungefähr einem Jahr konnte Herr Jentzsch aus gesundheitlichen Gründen den Beruf als Trainer nicht mehr weiter ausüben. Zufällig war zu dieser Zeit bei Uwe Ostmann eine Stelle als Futtermeister neu zu besetzen. Ich bewarb mich darauf sofort bei ihm und bekam glücklicherweise auch die Zusage. Daraus wurde dann ein vierzehnjähriges Arbeitsverhältnis.
Während dieser Zeit absolvierte ich auch meine Pferdewirtschaftsmeister-Prüfung. Nachdem Herr Ostmann dann in seinen wohlverdienten Ruhestand ging, übernahm Jens Hirschberger den Stall Diana. Ich blieb bei Jens Hirschberger in gleicher Funktion am Diana-Stall, als sein Futtermeister und Assistent. Ich hatte zu beiden Trainern ein Top-Verhältnis. Nachdem man mir dann mitteilte, dass Jens Hirschberger und das Gestüt Auenquelle in Zukunft getrennte Wege gehen, bekam ich das Angebot, als Trainer am Diana Stall zu arbeiten. Ich freute mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen und nahm das Angebot gerne an. Seit November gehe ich meiner Tätigkeit als Trainer am Stall Diana nach.
Prägende Zeit bei Uwe Ostmann
Was waren Ihre früheren Stationen? Wer waren Ihre Lehrmeister? Wem haben Sie das Meiste zu verdanken?
Weiß: Meine Ausbildung machte ich bei Martin Rölke in Berlin-Hoppegarten. Auch nach der Ausbildung blieb ich noch einige Jahre dort am Stall und übte dort das Amt als Reisefuttermeister aus. Es machte mir riesigen Spaß, die Pferde zu den Rennen zu begleiten. Tag und Nacht unterwegs zu sein, manchmal sogar wochenlang. Das war genau das, was mir gefiel. Nun wollte ich noch weiter Erfahrungen sammeln und ging für ca. ein Jahr an den Stall von Hans Lubenow. Danach wechselte ich an den Diana-Stall in Berlin-Hoppegarten zu Werner Haustein. Natürlich war die Ausbildung eine sehr lehrreiche Zeit für mich, aber die prägendste Zeit hatte ich dann später bei Uwe Ostmann. Ich habe habe bei ihm wirklich sehr viel gelernt.
An welche Erfolge denken Sie besonders gerne zurück?
Weiß: Unvergessen bleiben für mich natürlich die Siege von Artan während meiner Zeit bei Martin Rölke. Ob es der erste Gruppesieg in Baden-Baden war, oder seine weiteren Gruppesiege in Frankreich und Italien. Es war einfach toll für mich, dass ich ihn zu den meisten seiner Rennen begleiten durfte. Während der Jahre bei Uwe Ostmann konnte ich weitere große Erfolge mitfeiern. Für mich persönlich waren die Erfolge von Oriental Tiger die schönsten. Später bei Jens Hirschberger waren es die Siege von Wild Chief.
Jüngere Generation überwiegt
Mit welchen Ambitionen geben Sie Ihre neue Aufgabe an? Wie ist die Struktur des Stalles?
Weiß: Natürlich möchte ich erfolgreich sein und Rennen gewinnen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und habe immer ein bestimmtes Ziel vor Augen. Bei der Struktur des Stalles überwiegt momentan eindeutig die jüngere Generation. Aktuell sind es sechzehn Zweijährige, dreizehn Dreijährige, sieben Vierjährige, drei Fünfjährige und ein Sechsjähriger. Das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf der jüngeren Generation.
Wer sind die Hoffnungsträger bei den älteren Pferden?
Weiß: Bei den älteren Pferden denke ich, das Lijian, Sweet Man und Gondano mehr als nur ihren Hafer verdienen sollten.
Derby-Hoffnung Torquator Tasso
Auf welche Dreijährigen setzen Sie? Gibt es Derby- oder Diana-Kandidaten?
Weiß: Bei den dreijährigen Hengsten ruhen natürlich die großen Hoffnungen auf Torquator Tasso, der eine Derby-Nennung besitzt. Er hat zwar noch kein Rennen bestritten, hinterlässt aber einen sehr guten Eindruck im Training. Bei den dreijährigen Stuten favorisiere ich Virginia Joy. Dass sie laufen kann, hat sie ja bereits bewiesen. Sie besitzt richtige Steherqualitäten und hat eine Nennung für die Diana. Es gibt noch weitere Kandidatinnen für die Diana, die sich aber allerdings erst noch beweisen müssen.
Welche Zweijährigen sind nach Abstammung besonders empfohlen?
Weiß: Ich denke, dass man bei den Zweijährigen von Auensir und Gonamira einiges hören wird. Sie machen auf mich einen sehr guten Eindruck.
Welche Rolle spielt Ihre Mannschaft?
Weiß: Das Team spielt eine sehr große Rolle. Ohne ein gutes Team geht nichts. Ich bin froh, so ein gutes Team zu haben. Ob es die Jockeys am Stall oder die Arbeitsreiter, sowie das Bodenpersonal und die zahlreichen Amateure sind, die in ihrer Freizeit reiten kommen, oder die Pferde zu den Rennen begleiten. Das A und O ist es, dass alle zusammen als Team fungieren.
Harte Arbeit ist das A und O
Haben Sie eine Philosophie? Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Weiß: Ich weiß, dass man den ganzen Tag hart arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Natürlich ist harte Arbeit alleine kein Erfolgsgarant. Man muss mit dem, was man macht, glücklich sein und dahinter stehen. Man sollte seiner Linie treu bleiben, dabei nicht festgefahren, also auch mal offen für etwas Neues sein. Natürlich gehört auch immer eine große Portion Glück dazu. Niederlagen oder Rückschläge sollten einen nicht demotivieren. Auf das nächste Ziel schauen und weiter geht‘s…
Wie stark unterstützt Sie Ihre Familie?
Weiß: Meine Familie spielt eine sehr große Rolle. Meine Frau ist so gesehen meine rechte Hand. Sie unterstützt mich wo sie kann, sie ist mit den Gewohnheiten und Abläufen des Stalles bestens vertraut. Mittlerweile ist sie auch schon über 20 Jahre hier am Stall tätig. Meine zehnjährige Tochter reitet auch schon seit vielen Jahren, allerdings noch nicht auf Rennpferden, aber lange wird es nicht mehr dauern. Mein siebenähriger Sohn hat bislang noch kein großes Interesse an Pferden gezeigt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Was machen Sie In Ihrer Freizeit?
Weiß: Ich liebe es zu kochen, es ist wirklich eine große Leidenschaft von mir. Wenn die Zeit es zulässt, unternehmen wir als Familie Ausflüge und verbringen Zeit miteinander. Das ist für mich sehr wichtig als Ausgleich, denn man sollte trotz allem die Familie nicht vergessen. Sie steht an erster Stelle.