Rubaiyat: Turfdeutschland sucht den Superstar

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Wenn man im Rennsport aktiv ist oder mit Leidenschaft die Rennen verfolgt, wartet man ja oft auf das eine ganz besondere Pferd. Ein Pferd, das international bestehen kann. Ein Pferd, das das Potenzial zum Superstar hat und das nicht nur in der Rennsportgemeinde, sondern vielleicht auch sportartenübergreifend. Ein Pferd, bei dem man Gänsehaut bekommt, wenn es auf der Zielgeraden alle Gegner hinter sich lässt. Einen Superstar, dem man Plakate basteln oder in dessen Farben man sich Schals stricken kann, einzig um ihn anzufeuern. Natürlich sind das romantisierte Vorstellungen vom Rennsport, wie er in Deutschland wohl zu seinen Hochzeiten nicht gewesen ist.

Enable
Enable am 06.10.2019 in Longchamp.

Andererseits sieht man bei Pferden wie Enable eine ganze Menschenmasse auf den Rängen in Paris verstummen, weil sie den Prix de l‘Arc de Triomphe nicht zum dritten Mal in Folge gewinnen konnte. Weil sie geschlagen wurde. Natürlich soll das nicht die Leistung von Waldgeist schmälern, allerdings schaffte Enable es in diesem Moment, die Herzen der Menschen zu bewegen und das ist in unserer heutigen Zeit leider zu einem Meisterstück verkommen. Beim englischen Hindernischampion Tiger Roll bastelten seine Fans Tigermasken und empfingen ihn nach einem Erfolg in seiner Heimatstadt wie bei uns eine Fußballmannschaft, die den Titel erringen konnte. Leider sind das einige wenige Beispiele und das ist es auch, was unserem Sport fehlt.

Danedream
Danedream

Turfdeutschland wünscht sich einen neuen Star, ein Ausnahmepferd. Eines wie Danedream oder Novellist, die Menschen berührt haben, nicht nur mit ihren Erfolgen, sondern auch mit ihren Geschichten. Viel wichtiger scheint es aber noch, dass der Rennsport in Deutschland in so einer schlimmen Krise steckt, dass er so ein Pferd unbedingt braucht. Man könnte sagen: Superstar gesucht. Händeringend.

Novellist
Novellist siegt unter Eduardo Pedroza am 01.09.2013 in Baden-Baden.

Pferderennen sind aber nun mal keine Castingshow. Hier geht es um viel mehr als eine schöne Stimme. Es geht um Charakter, um Härte, Kampfgeist, Siegeswillen und ein großes Herz. In dieser Saison sind fast alle wichtigen Rennen gelaufen und die Grasbahn weicht langsam der Sandbahn. Neben dem Derbysieger Laccario, der wohl besten breijährigen Stute Donjah, Superoldie Itobo und Marathonsieger Ladykiller haben wir in dieser Saison mit der neugekrönten Winterkönigin Ocean Fantasy und Paris-Überflieger Alson viele alte und neue Idole gesehen. Ein Pferd ist aber besonders aufgefallen, blieb bisher ungeschlagen und siegte sogar noch dem einem schweren Rennen wie dem Winterfavoriten einfach immer weiter. Die Rede ist von Darius Racings Rubaiyat.

Laccario
Laccario siegt unter Eduardo Pedroza am 07.07.2019 in Hamburg.

Der Areion-Sohn Rubaiyat steht im Training bei Henk Grewe in Köln. Henk Grewe hat bekanntlich in dieser Saison alle seine Pferde besonders gut vorbereitet und eilt von Sieg zu Sieg. Mit Rubaiyat hat er wohl allerdings ein wirklich ganz außergewöhnlich talentiertes Pferd in seinem Stall. Rubaiyat debütierte am 25. August in Dresden und konnte unter Mirko Sanna direkt gewinnen. Auch der Vater des aktuellen Derbysiegers Laccario debütierte übrigens siegreich in Dresden, ebenso wie Rubaiyat. Der Richterspruch lautete „hochüberlegen“ und eigentlich war schon in diesem Moment klar, dass man hier ein Pferd gesehen hat, das für höhere Aufgaben bestimmt war.

Nach diesem tollen Einstand präsentierte sich der frische Sieger in Düsseldorf am 8. September und trat im Großen Preis von Engel & Völkers an. Bei diesem Rennen handelte es sich um ein Listenrennen über 1600 Meter für zweijährige Hengste und Stuten, das mit 25000 Euro dotiert war. Unter Lukas Delozier setzte Rubaiyat sich gegen Frankels Storm und La La Land durch und gewann auch hier. Natürlich war nun klar, dass der Hengst zu den besten Zweijährigen in Deutschland gehörte. Daher startete er am 6. Oktober im Preis des Winterfavoriten, dem wohl prestigeträchtigen Rennen für zweijährige Pferde hierzulande. Nur vier weitere Hengste traten auf 1600 Metern gegen Rubaiyat an, aber auch dieses mit 155000 Euro dotierte Gruppe 3-Rennen, sicherte er sich mit Clement Lecoeuvre im Sattel.

Rubaiyat
Rubaiyat siegt unter Lukas Delozier am 08.09.2019 Renntag in Düsseldorf.

Anschließend hätte der Hengst auch noch im höchst dotierten Auktionsrennen auf deutschem Boden am vergangenen Sonntag an den Start gehen können. Doch man entschied sich gegen ein Engagement im Ferdinand Leisten-Memorial in Baden-Baden und fuhr stattdessen nach Mailand, um es im Premio Gran Criteritum zu versuchen, das am selben Tag stattfand. Rubaiyat gewann auch dieses mit 286000 Euro dotierte Gruppe 2-Rennen leicht. Mit Clement Lecoeuvre an Bord ließ er auch auf dem schweren Mailänder Geläuf den Gegnern nicht den Hauch einer Chance. Er gewann damit viermal bei insgesamt vier Starts.

Über den langen, kalten Winter bleibt also die Hoffnung, dass Rubaiyat seine Winterpause in vollen Zügen genießt und wir ihn im kommenden Jahr in genauso wundervoller Form wiedersehen werden. Denn der Rennsport weltweit lebt von Heldengeschichten, wie man anhand von Pferden wie Winx, Frankel oder Enable sehen kann. Natürlich kann man Rubaiyat (noch) nicht mit diesen einzigartigen Pferden auf eine Stufe stellen, aber er besitzt auch aufgrund seiner Seriensiege das Potenzial, die Menschen außerhalb unserer kleinen Rennsportwelt zu erreichen. Rubaiyat ist im persischen die Mehrheit einer bestimmten Gedichtform und sicherlich gibt viele, in dieser Art verfasste, Heldengeschichten.

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