Turfteufel: Bindungen zum Pferd

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Es ist Valentinstag und da müssen wir natürlich mal über Liebe reden. Denn Liebe gibt es in Rennställen und Gestüten ganz schön viel. Die Pferde untereinander lieben sich (auch schon mal gerne so, dass es anstrengend wird), aber die Mitarbeiter lieben eben auch die Pferde. Der Pfleger hat eine besondere Bindung zum Fohlen, das nach schwieriger Geburt auf die Welt kommt, der Trainer hat einen besonderen Liebling, der ihn stets begrüßt, aber am Ende ist es nicht ihr Pferd. Und sie haben keinerlei Entscheidungsgewalt über diese Tiere, sie sind nur Dienstleister und Angestellte rund ums Pferd und wissen, dass sie damit professionell umgehen sollen. Das ist auch wichtig, sonst kann der Job ganz schön deprimierend werden. Doch in Wahrheit verschenkt am Ende doch jeder sein Herz. Pferd – Pfleger – Reiter – Trainer – einfach jeder. 

Natürlich lieben auch Besitzer ihre Pferde. Und viele sagen bei dem Gedanken, dass dieses tolle Fohlen, das sie gerade gezüchtet haben und aufwachsen sehen, ja, das ihnen aus der Hand frisst und mit ihnen kuschelt, dass ihnen das Herz doch schwer wird, wenn es heißt: Es geht zur Auktion oder wird generell verkauft. Denn am liebsten würden auch Besitzer sie alle behalten. Aber so viel Geld haben nur die wenigsten, man muss seinen Rennstall und seine züchterischen Aktivitäten auch realistisch sehen. Irgendwann ist kein Platz, kein Geld mehr übrig, ohne dass es eng wird und es sind schon drei im Rennstall – dann muss man eben auch verkaufen, damit das halbwegs alles ausgeht. Und dann muss man eben schweren Herzens sagen: der Junge, der noch nichts macht, der noch auf der Weide herumtollt, der wird’s, da sind die Chancen realistisch, ein bisschen die Kosten reinzuholen. Aber wenn die einen so süß anblinzeln und anrüsseln, werden auch gestandene Männer schwach.

Im Rennstall dann wird das Pferd meist jemandem “zugeteilt”. Jemand, der es jeden Tag mistet und putzt. Aber auch jemandem, der es jeden Tag reitet. Natürlich entstehen da Bindungen. Und manchmal ganz besondere. Frag einen Arbeitsreiter oder einen vom Bodenpersonal über ein ganz besonderes Pferd und die werden dir welche nennen können. Auch wenn es Jahre her ist. Ganz wichtig – dabei ist die Leistung unerheblich. Das Pferd gewinnt im Stall mit seinem Wesen. Mit seinem Speed gewinnt es nur auf der Rennbahn. Auch Trainer mögen ihre Pferde und tüddeln manchmal an einem ganz besonders herum. Das wird natürlich niemand mitbekommen und sowieso nicht zugegeben. Denn der Trainer ist quasi wie das Elternteil, das von den Kindern (oder Besitzern) gefragt wird: “Welches von uns Kindern hast du am Liebsten?”. Besser keine Antwort darauf geben, sonst sind am Ende ein paar Leute verstimmt. 

Aber ach – was passiert, wenn das Pferd den Rennstall verlässt? Geht es in die Zucht? Wo steht es überhaupt? Darf man es dort besuchen? Oder geht es als Freizeitpferd weg – da ist es dann ja wirklich weg, denn welcher Käufer will schon eine Horde verliebter Arbeitsreiter gleich mitkaufen? Zum Glück sind Besitzer eben auch häufig schon mal von einem Pferd so verzückt gewesen, dass sie Verständnis für die verliebten Angestellten haben. Und bieten zum Beispiel besagtes Pferd der Person an – teilweise sogar unentgeltlich. Hauptsache, es kommt dahin, wo es geliebt wird. Oder sie laden die, die es so besonders mochten, mal zum Gestüt ein, um es zu besuchen. Kann doch irgendwo jeder verstehen, dass einem ein Pferd besonders am Herzen liegt. Man weiß halt nur nicht vorher welches.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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