„Ich bin sehr heimatverbunden“, sagt Marco Klein über sich. Der Erfolgstrainer aus Mannheim fühlt sich in der nordbadischen Metropole, in der sich sein Rennstall befindet sehr wohl. Schon als Kind und Jugendlicher besuchte er mit seinen Eltern die Rennbahnen, vor allem natürlich in Mannheim-Seckenheim, aber auch in Frankfurt, wo das DFB-Leistungszentrum leider dem Hippodrom vor einen Jahren den Garaus machte.
„Mit dem Rennsport in Kontakt gekommen bin ich durch zahlreiche Besuche der Rennbahn mit meinen Eltern schon als Kind und „einfacher Besucher“. Schon damals war ich von der Eleganz der Vollblüter, die mit hoher Geschwindigkeit um die Bahn gingen und unter Beifall ihre Nase im Ziel nach vorne streckten, um zu gewinnen, fasziniert“, erzählt Marco Klein.
Aus der anfänglichen Neugier wurde aber schnell großes Interesse, und nach einem Kontakt zu Altmeister Horst Rudolph im Jahr 2007 kaufte er ein Jahr später mit Saibaba seinen ersten Galopper. 2009 war es dann soweit, Klein sattelte mit Gold of Dubai in Frankfurt seinen ersten Starter und gleichzeitig Sieger. Es war zu der Zeit, als er noch Berufssoldat bei der Bundeswehr war.
Seckenheim ist angenehmer als Afghanistan
Doch Seckenheim macht mehr Freude als Einsätze in Afghanistan, wo er dreimal innerhalb von drei Jahren war, da meldete er sich 2012 zum Meisterlehrgang an. 2014 wurde die Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister abgelegt, und seit dem 1. Januar 2015 arbeitet er hocherfolgreich als Public-Coach. Über 80 Rennen haben die von ihm vorbereiteten Pferde bereits gewonnen, das ist in solch kurzer Zeit mehr als beachtlich. Sehr gutes Management und zielgenaue Vorbereitung zeichnen Marco Klein aus, der seine Pferde auf den verschiedensten Rennbahnen des Landes aufbietet und die Chancen überall zu nutzen versteht. Auch das sind Gründe für den ständig gewachsenen Besitzerstamm in seinem Mannheimer Quartier.
„Da ich sehr heimatverbunden bin und ich in Mannheim das erste Mal auf der Rennbahn war und auch meinen ersten Sieger trainiert habe, stand für mich folgerichtig fest, auch in Mannheim weiter trainieren zu wollen“, sagte er einmal.
Hypothetische Frage
Doch wir haben ihm nun eine hypothetische Frage gestellt: Wo, oder besser gesagt, in welchem Land der Welt, würde er gerne Rennpferde trainieren, wenn er nicht in Deutschland wäre, und was sind die Gründe? Außerdem befragten wir ihn zur Zukunft des Galopprennsports in Deutschland. Marco Klein blieb keine Antwort schuldig.
Faszination Newmarket
„Viele werden jetzt natürlich Frankreich sagen, das die Rennpreise dort sehr hoch sind. Ich finde aber England besonders faszinierend. Vor allem wegen der Trainingsstandorte, wie Newmarket, wo ich bereits war. Man hat dort so viele Trainingsbahnen. Und die Pferde stehen auch in der Ortschaft im Vordergrund. Die Kultur des Pferdes wird so richtig hochgehalten. Die Atmosphäre gefällt mir wirklich sehr gut. Ich habe auch schon die Rennbahn in Ayr besucht, aber natürlich ist nmir Newmarket am meisten in Erinnerung geblieben.
Traditionelles Rennsport-Land besser geeignet
Ich war auch schon in Singapur, allerdings habe ich dort die Bahn in Kranji nur aus der Entfernung gesehen und war nicht vor Ort. In dem Stadtstaat geht es sehr diszipliniert zu, und es ist sehr sauber. Allerdings könnte ich mir nicht unbedingt vorstellen, dort oder in Hong Kong als Trainer zu arbeiten, auch wenn es dort spannend ist. Aber ich denke, dass ich in einem traditionellen Rennsport-Land besser aufgehoben wäre. In England oder Frankreich gibt es viele Rennbahnen und zahlreiche Rennen.
Auch das Klima spielt eine Rolle
Auch das Klima spielt eine Rolle. Das Wetter in England ist mit Deutschland zumindest vergleichbar. Wenn man in Dubai als Trainer sein würde, wäre das eine Riesen-Umstellung. Man müsste sich mit den anderen Bedingungen dort erst einmal zurechtfinden. Einfach ist das sicherlich nicht. Aber in jedem Falle würde ich mir die Rennbahnen in Hong Kong oder Dubai gerne einmal anschauen.
Sehr positive Medien-Resonanz
In Deutschland sehe ich die Zukunft zweigeteilt. Man nimmt uns derzeit trotz der Corona-Krise wahr, da man gerade versucht, den Rennsport medial sehr gut aufzustellen. Sehr gut gefällt mir die Kooperation mit SPORT1, und positiv ist der deutlich gestiegene Wettumsatz. Trotzdem sind wir noch nicht im Normalbetrieb.
Erfreulicherweise sind noch nicht so viele Besitzer abgewandert. Die nächsten sechs bis zwölf Monate werden zeigen, wie sehr die Eigner der Pferde bei den relativ niedrigen Rennpreisen durchhalten.
Es lief in den letzten Jahren vieles sehr positiv an, nun hat Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie die Zukunft aussieht, ist sehr schwer einzuschätzen. Ich habe aber die Hoffnung, dass es gut weitergeht.
Das Ruder abgeben
Die andere Seite ist, und das scheint mir sehr wichtig, dass alte Zöpfe abgeschnitten werden. Unsere Interessenvertreter müssen vor allem auf die jungen Menschen eingehen. Ich denke, dass die Herren Vesper und Pommer bei Deutscher Galopp sehr gute Arbeit machen und es niemanden gibt, der das besser könnte als sie. Ohne sie hätte es die Medien-Kooperation, die ich gerade angesprochen habe, nicht gegeben. Und auch der Fortschritt bei der Rennwettsteuer-Rückvergütung ist ihr großer Erfolg. Das hätte sonst niemand hinbekommen.
Ich denke, dass viele Menschen nicht gerne etwas an dem Gewohnten ändern möchten. Mir stellt sich die Frage, weshalb manche Leute, die fast 80 Jahre alt sind noch trainieren müssen und das Ruder nicht abgeben können, wenn sie das Rentenalter bereits überschritten haben.
Falscher Stolz
Ich denke, dass Besitzergemeinschaften die Zukunft gehört. Ich wünsche mir, dass Jung und Alt in unserem Sport besser kooperieren und harmonieren sollten. Der ein oder andere sollte da vielleicht über seinen eigenen Schatten springen und das Zepter an einen Nachfolger weiterreichen, auch wenn Erfahrungen aus viele Jahren im Trainer-Job natürlich wichtig sind. Aber die nächste Generation steht längst in den Startlöchern und möchte ihre Chancen auch nutzen können. Es ist ein falscher Stolz, wenn man das den Jüngeren nicht zutraut. Hier muss ein Umdenken einsetzen, das ist in meinen Augen sehr wichtig.
Wenn das Gelingt, und die Bereitschaft zu Innovationen einsetzt und das Miteinander besser funktioniert, dann bin ich ganz optimistisch. Erfahrungen und Neues miteinander zu verbinden, das scheint mir die Losung für die Zukunft zu sein. Dann haben wir sicherlich sehr positive nächste zehn Jahre vor sich. Ich bin da guten Mutes und sehe der Zukunft zuversichtlich entgegen.“